In Memoriam Jerome
Hund Hund Hund
17
April
2018

Chico - Ein Hund spaltet die Nation


Es ist vollbracht - Der 10jährige Staffordshire-Terrier-Mischling Chico wurde trotz heftiger Proteste von Tierschützern und Tierfreunden in den letzten Tagen noch während der Narkose bei der gestrigen Untersuchung durch ein Expertenteam der Tiermedizinischen Hochschule Hannover aufgrund seines Gesundheitszustandes und nach reiflicher Überlegung in Absprache mit dem Tierschutzverein Hannover und dem niedersächsischen Landwirtschaftsministerium eingeschläfert. Chico ist tot - Ein Hund, der traurige Berühmtheit erlangte und den Tausende retten wollten, der leider erst in den letzten Wochen seines unschönen Lebens heftig die Gemüter erhitzte und über seinen Tod hinaus auch noch heute bewegt. Zwei Menschen und ein Hund sind tot - eine Tragödie, die möglicherweise zu verhindern gewesen wäre, hätte man Hund und Halter die bitter nötig gewesene Aufmerksamkeit geschenkt, hätten Umfeld und Behörden nicht wie so oft mal wieder weggeschaut. Auch wir von Dogs24 sind traurig und tief bestürzt über die Geschehnisse, hätten den beiden Menschen, die sowieso vom Leben schon arg gebeutelt waren und schon immer auf der Schattenseite des Lebens standen, nur zu gern noch viele schöne Jahre im Kreise ihrer Lieben gewünscht und ihrem Hund Chico, dem es nicht viel besser ergangen war, einen artgerechten und schönen Lebensabend, doch Tierschutz verlangt manchmal auch, sich gegen das Leben zu entscheiden, so schwer es auch sein mag.

Was war passiert?



Stark sollte er sein und Schutz sollte er bieten vor einem gewalttätigen Familienvater, der 2003 seine Ehefrau mit einer Axt attackierte und für immer an den Rollstuhl fesselte - AmStaff Mix Chico, der schon als Welpe in die Familie kam. Wunderschön war er, stark war er und er beschützte sie viele Jahre - bis zu jenem Tag als sich seine ganze geballte Energie gegen die Menschen richtete, die seinen Schutz am nötigsten hatten, die pflegebedürftige Halterin (†52) und ihr kleinwüchsiger, seit Geburt schwer kranker Sohn (†27), die rein physisch gar nicht in der Lage waren, eine solche Hunderasse artgerecht zu händeln. Geduldig hat Chico 10 Jahre Isolation ertragen, oft eingepfercht in einem Drahtkäfig. Wie Nachbarn berichteten, bellte er viel, wurde nur äußerst selten ausgeführt und wenn, dann nachts. Seine Geschäfte mußte er meist auf dem Balkon verrichten. Am Dienstag, den 03.04.2018, hat sich Chico offenbar nicht mehr länger in sein Schicksal gefügt, seine beiden Bezugspersonen angegriffen und tödlich verletzt, wie zwischenzeitlich die Obduktion zweifelsfrei ergab. Widerstandslos ließ sich Chico nach der Beißattacke abführen, von Aggressivität keine Spur, und in das Tierheim in Langenhagen-Krähenwinkel verbringen. Am nächsten Tag lag er apathisch in seinem Zwinger. Wie nach solchen Vorfällen üblich, sollte der Hund zeitnah eingeschläfert werden, doch die Stadt Hannover entschied anders, nachdem eine Protestwelle über Deutschland hereinbrach. In einer Petition forderten Tausende „Laßt Chico leben“, gefolgt von Protesten vor dem zuständigen Veterinäramt in Hannover, Empathie in den sozialen Netzwerken und dem Wunsch vieler Tierfreunde, Chico bei sich aufnehmen zu wollen. Die zuständigen Behörden, die ohnehin im Fall "Chico" aufgrund schwerer Versäumnisse in den zurückliegenden Jahren, in denen der Hund bereits auffällig geworden war, in Kritik geraten waren, beugten sich dem Druck der Öffentlichkeit und ordneten einen Wesenstest an, bevor endgültig über das weitere Schicksal des Hundes entschieden werden sollte. Neben Euthanasie stand auch die Unterbringung in einer Spezialeinrichtung für auffällig gewordene Tiere zur Debatte, und auch ein Gnadenhof hatte sich angeboten, Chico aufzunehmen. Bei aller Sympathie für den Hund und sein trauriges Schicksal in all den Jahren sollte man jedoch gerade in seinem Interesse nicht außer Acht lassen, was das künftig für ihn bedeutet hätte, der den täglichen Umgang mit Menschen gewöhnt war - totale Isolation von Mensch und anderen Tieren, erneut eingesperrt in einem Zwinger, Futter von der Zange, einfach nur Qual für den Rest seines Lebens, denn keiner kann sagen, was der Auslöser, der sogenannte Schlüsselreiz für seinen Blutrausch war. Weniger ängstlich hingegen zeigte sich ein Pfleger des Tierheimes Krähenwinkel als er Chico zum ersten Mal im Beisein von Journalisten ohne Maulkorb und Schutzausrüstung Gassi führte. Wenngleich der Hund auch keine Anzeichen von Aggression zeigte, so sind sich Experten doch darüber einig, daß dies nicht nur ein großes persönliches Risiko darstellte, sondern auch unverantwortlich anderen Menschen gegenüber war.



Niemand kann mit Sicherheit sagen, was sich an jenem 3. April 2018 tatsächlich ereignet hat. War es möglicherweise ein tragischer Unfall? Wurde vielleicht im Spiel zuerst der Hund verletzt, der dann vor Schmerz wild um sich biß? Wie sich während der Untersuchung zeigte, hatte Chico erhebliche frische, sehr schmerzhafte Verletzungen im Kiefernbereich, die nach Expertenschätzung um den Zeitpunkt der Beißattacke entstanden sein müssen. Beide Eckzähne im Oberkiefer waren aus dem Zahnfach herausgebrochen und es bestand eine beidseitige offene Verbindung zur Nasenhöhle. Wie kam es zu diesen Verletzungen und wo war die zweite Bezugsperson während des Hundeangriffs? Kein Hund kann gleichzeitig zwei Menschen totbeißen. Wir möchten nicht pietätlos wirken, aber hier bleiben doch eine Reihe von Fragen offen, auf die es möglicherweise nie eine Antwort geben wird.

In Anbetracht der schweren Verletzungen, die mehrere Operationen und komplizierte Behandlungen erfordert hätten und die nur in Vollnarkose möglich gewesen wären, haben sich alle Verantwortlichen übereinstimmend noch während Chico in Narkose lag für eine sofortige Euthanasie entschieden. Wir finden, daß es im Interesse des Hundes eine weise Entscheidung war, die ihm viel Leid und Qualen erspart hat. Das Tragen eines Maulkorbes wäre bis zur vollständigen Genesung gar nicht zumutbar gewesen, ohne Maulkorb aber kein Wesenstest. Und selbst wenn Chico mit seinen immerhin 10 Jahren alle Vollnarkosen und Operationen gut überstanden hätte, so hätten am Ende seines bisherigen Leidensweges möglicher- weise die totale Isolation und ein Leben in Einsamkeit gestanden. Bei der getroffenen Entscheidung ging es nicht um Schuld und Strafe, denn Tiere sind im Gegensatz zu Menschen nicht schuldfähig. Vielmehr ging es darum, dem Hund Leid und Qualen zu ersparen und mögliche Gefahren abzuwenden. Dennoch bleibt es mal wieder ein trauriger Fall von Behördenversagen, in dem leider 3 Opfer zu beklagen sind, denen die Verantwortlichen in den Amtsstuben eine vollständige Aufarbeitung schulden.




Wir gedenken der Opfer - Mögen sie in Frieden ruhen
Unser tiefes Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen

 



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